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Ein Juckreiz im After kann unterschiedliche Auslöser haben (BigStock-ID: 826754 by steveblose)

Welche Ursachen kann ein Juckreiz im After haben?

von Dr. Peter Müller
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Ein Juckreiz im After (lat. Pruritus ani) taucht als Symptom häufig im Bereich der Proktologie auf und kann sowohl harmlose als auch schwerwiegendere Ursachen haben. Männer zwischen dem 30. und 50. Lebensjahr sind deutlich häufiger betroffen als Frauen. 

Eine Abklärung durch den Hausarzt bzw. einen Spezialisten sollte, insbesondere bei anhaltenden Beschwerden, erfolgen, um chronischen oder bösartigen Erkrankungen des Darmes bzw. der Haut vorzubeugen.

Allergien als Auslöser für Juckreiz im After

Ein kurzzeitiger Juckreiz im After kann als Folge einer allergischen Reaktion auftreten. Scharf gewürzte Speisen, Säure, Milchprodukte, Nüsse oder Salziges können ein Jucken sowie Irritationen der Haut auslösen, die nach kurzer Zeit von selbst wieder abklingen und keiner weiteren Behandlung bedürfen. Allergien können auch durch Duschgels, Seifen und Badezusätze ausgelöst werden. Waschmittel und Textilien sowie feuchtes Toilettenpapier können gleichfalls Allergien wirken. Bei einer Empfindlichkeit gegenüber bestimmten Substanzen sollte entsprechend reagiert und zu sanften, unbelasteten Mitteln gegriffen werden. Tritt der Juckreiz im After mit anderen für eine Allergie typischen Symptomen gehäuft auf, so kann eine Behandlung durch einen Allergologen sinnvoll sein.

Auch Hämorrhoiden können Juckreiz auslösen

Pathogene, schmerzhafte Erweiterungen der Hämorrhoiden, des Gefäßgeflechtes am unteren Ende des Mastdarmes, werden umgangssprachlich meist als Hämorrhoiden bezeichnet. Dieses Hämorrhoidalleiden, die Erweiterung des Plexus hämorrhoidalis, ist meist mit einem Juckreiz im After verbunden. Bindegewebsschwäche, ballaststoffarme Ernährung, unzureichende Bewegung und vorwiegend sitzende Tätigkeit gelten als Hauptursachen für die Entstehung von Hämorrhoiden.

Symptome können Blutungen aus dem Darm sowie der Abgang von flüssigem Stuhl und Schleim durch eine unzureichende Abdichtung des Darmes sein. In Folge kommt es zu Irritationen der Haut, die von einem Jucken des Afters begleitet werden. Bereits bei Verdacht auf Hämorrhoiden sollte ein Arzt konsultiert werden. Die Therapie richtet sich nach Erkrankungsstadium und auftretenden Beschwerden. Veränderungen der Lebensweise können in einem Frühstadium zu einer Gesundung führen. Ist das Hämorrhoidalleiden fortgeschritten, sind operative Eingriffe meist nicht vermeidbar. Der Juckreiz im After klingt mit der Erkrankung ab.

Unangenehmes Jucken durch Feigwarzen

Bei sogenannten Feigwarzen (Condylomata acuminata) handelt es sich um eine Viruserkrankung, die, neben Herpes, zu den häufigsten sexuell übertragbaren Erkrankungen zählt. Die gutartigen Gewebewucherungen bilden sich am After, auf den äußeren Geschlechtsteilen und im Enddarm. Die Übertragung erfolgt durch Schmierinfektion. Zwischen der Ansteckung und dem Auftreten der Feigwarzen kann eine Inkubationszeit liegen, die von wenigen Wochen bis zu einigen Jahren reicht.

Die Ausbildung von Feigwarzen wird durch ein geschwächtes Immunsystem, Hautverletzungen sowie Entzündungen gefördert. Feigwarzen neigen zur Beetbildung und Konfluidierung (Vereinigung). Im Zuge der Ausbildung der Warzen kann es zu einem Juckreiz im After, Brennen der Haut und Schmerzen kommen.

Da die Ansteckungsgefahr sehr hoch ist, sollte ein Arzt konsultiert werden.
Eine Therapie erfolgt mit lokal anwendbaren Medikamenten, der Stärkung des Immunsystems und – seltener – operativ. Mit einem wiederholten Auftreten der Feigwarzen muss jedoch gerechnet werden. Die Behandlung kann daher sehr langwierig sein und sich über Jahre erstrecken. Im Laufe der Gesundung schwindet der anale Juckreiz.

Befall durch Parasiten (Enterobiasis)

Ein Juckreiz im After kann auch im Zusammenhang mit einem Befall durch Madenwürmer (Enterobius vermicularis; Oxyuris vermicularis) stehen. Diese Parasiten befallen den Dickdarm des Menschen.

Männliche Würmer sind etwa 5 mm, weibliche bis zu 13 mm lang. Madenwürmer sind sehr widerstandsfähig. Sie überleben auch mehrere Wochen außerhalb des Wirtskörpers.
Die Infektion (Oxyuriasis) erfolgt oral durch verunreinigte Nahrungsmittel, kothaltigen, mit Wurmeiern versetzten Staub, verunreinigte Wäsche etc. Meist setzt bei einmaliger Fremdinfektion eine fortlaufende Autoinfektion ein.

Das Weibchen legt seine Eier in der Analgegend ab. Damit ist ein heftiger Juckreiz im After verbunden. Beim Kratzen bleiben Wurmeier unter den Fingernägeln haften. Diese gelangen über den Kontakt mit dem Gesicht bzw. Mund wieder in den Körper. Insbesondere Kinder können sich leicht einen Befall durch Madenwürmer zuziehen, da sie viele Dinge in den Mund nehmen und häufig ungewaschene Hände haben.

Bei Verdacht auf Infektion mit Madenwürmern sollte unbedingt ein Arzt aufgesucht werden. Die Therapie erfolgt durch Medikamente. Außerdem ist ganz besonders auf Hygiene zu achten.

Gereizter After durch Durchfall (Diarrhoe)

Durchfall, insbesondere anhaltender Durchfall, kann Juckreiz in der Analgegend auslösen.
Vermehrte Ausscheidungen, Kotreste, häufiges Abwischen führen zu Hautirritationen, die mit einem Analekzem verbunden sein können.

Wird der Darm mehr als dreimal täglich breiig entleert, bezeichnet man dies als Durchfall. Durchfall kann eine kurzzeitige Reaktion auf ein unverträgliches Essen sein. Das gehäufte Auftreten einer Diarrhoe kann jedoch auch mit Magen-Darm-Infektionen, chronisch entzündlichen Darmerkrankungen oder einem Reizdarm zusammenhängen.

Durchfälle werden häufig durch eine Infektion mit Viren oder Bakterien ausgelöst. Besonders schwere Durchfallerkrankungen gehen z. B. auf Salmonellen zurück.
Bei einem länger anhaltenden Durchfall sollte unbedingt ein Arzt konsultiert werden, um die Ursachen abzuklären. Säuglinge, Kleinkinder und ältere Menschen sind besonders gefährdet. Die Therapie erfolgt medikamentös. Elektrolyte werden zugeführt, die Darmflora unterstützt. Mit der Gesundung verliert sich auch der Juckreiz im Analbereich.

Chronisch entzündliche Darmerkrankungen

Die Ursachen chronisch entzündlicher Darmerkrankungen sind komplex und bisher nicht genau fassbar. Bei einer CED kommt es zu Entzündungen des Darms, die unterschiedlich stark sein können. Es besteht die Gefahr, dass sich Geschwüre oder Engstellen bilden. Gesunde und kranke Abschnitte des Darms wechseln sich ab.

Meist verläuft die Krankheit in Schüben. Kolikartige Bauchkrämpfe gehen mit blutigem Stuhl einher. Im Enddarm kann es zu Analfissuren kommen. Diese schmerzhaften Risse können auch mit einem Juckreiz im Analbereich verbunden sein. Ein Arzt ist unbedingt zu konsultieren.

Kurzfristig auftretender Juckreiz im After muss nicht unbedingt diagnostisch abgeklärt oder behandelt werden. Es ist jedoch auf besondere Hygiene zu achten. Kleinere Kinder und ältere Menschen sollten auf Grund ihrer spezifischen Gefährdung einem Arzt vorgestellt werden.

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