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Medikamentöse Behandlung von Hämorrhoiden
Wer an Hämorrhoiden des 1. oder 2. Grades leidet, sieht sich oftmals vor die Wahl gestellt, semioperative Behandlungen (Gummibandligatur, Sklerosierung) oder Medikamente in Anspruch zu nehmen. Überwiegend fällt die Entscheidung dabei zu Gunsten einer medikamentösen Therapie aus. Die Vorteile hierfür liegen klar auf der Hand: Es gibt eine Vielzahl Medikamente, die speziell zur Behandlung von Hämorrhoiden und den unterschiedlichen Folgeschäden entwickelt wurden (Hämorrhoidalia).
Etliche sind sogar frei verkäuflich und können relativ günstig in der Apotheke erstanden werden. Überdies wird von Patienten das Risiko einer Behandlungskomplikation in Bezug auf Medikamente vornehmlich geringer eingeschätzt, als bei operativen oder semioperativen Eingriffen. In einigen Fällen bedarf es, ob der geringen hämorrhoidalen Beschwerden, auch keines ambulanten Eingriffes.
Äußern sich minimalste hyperplastische Gewebeveränderungen lediglich durch Juckreiz, können eine Basistherapie und antipruriginöse Mittel (Juckreiz lindernd) alle Mal ausreichend sein. Es ist jedoch Vorsicht geboten. Der einfache Zugang zu Hämorrhoidalia sowie die simple Anwendung der Präparate; größtenteils sind es Salben oder Zäpfchen; verführt manchmal dazu, dass Patienten sich ohne ärztliche Absprache selbst behandeln. Von einem solchen Vorgehen muss dringlichst abgeraten werden.
Denn welches Medikament gerade auf die individuell vorliegenden Hämorrhoidalbeschwerden zugeschnitten ist, kann lauter ein Arzt feststellen. Darüber hinaus besteht natürlich immer eine gewisse Wahrscheinlichkeit, dass sich der Patient in seiner Selbstdiagnose irrt und vielleicht keine Hämorrhoiden, sondern Analfissuren, Ekzeme oder andere Analbeschwerden vorliegen.
Bufexamachaltige Medikamente
Bis vor einigen Jahren gehörte Bufexamac zu den häufig gegen Hämorrhoiden eingesetzten Wirkstoffen. Starker Juckreiz, kleine Wunden oder Risse der Analschleimhaut, die sich aus der Dehnung des Hämorrhoidalgewebes ergeben – für diese typischen Beschwerden versprachen bufexamachaltige Cremes und Salben eine Linderung.
Verschiedene medizinische Studien kamen jedoch zu einem gänzlich anderen Schluss: Die positiven Wirkung dieser Medikamente steht im starken Kontrast zu den sehr häufig auftretenden Nebenwirkungen. Denn das antiphlogistisch (gegen Entzündungen wirkend) Bufexamac ist hoch allergen. Die Behandlung mit diesem Mittel führt somit überdurchschnittlich oft zu starken Hautirritationen und sogar Ekzemen.
Die Betroffenen können dann unter Umständen die allergischen Reaktionen mit einem Fortschreiten des Hämorrhoidalleidens verwechseln. Dies führt hernach in einen Teufelskreislauf aus Hautschäden durch Kontaktallergene und wiederholter Behandlung im Glauben daran, dass die Hämorrhoiden zurückgekehrt wären. Aus diesem Grund werden heute in den meisten Ländern keine Pharmazeutika mit diesem Wirkstoff mehr hergestellt oder verkauft. In Deutschland beispielsweise sind bufexamachaltige Medikamente seit 2010 verboten. Da diese Mittel seit den 1970ern auf dem Markt erhältlich waren, besteht jedoch die Möglichkeit, dass sie sich noch in der einen oder anderen Hausapotheke befinden.
Cinchocain
Cinchocain gehört seit 1958 zu den klassischen und vielseitig anwendbaren Lokalanästhetika, die auch bei der Hämorrhoidenbehandlung eine Rolle spielen. Es wird generell gegen entzündungsbedingte Schmerzen der Hautoberfläche eingesetzt und eignet sich gut zur Behandlung schmerzreizempfindlicher Schleimhäute. Chinchocainhaltige Salben lassen sich folglich auch am Anoderm, also der Analschleimhaut direkt hinterm Anus, anwenden.
Teilweise wird der Wirkstoff auch direkt in Zäpfchen verarbeitet, die in den After eingeführt werden müssen. Die Wirkweise dieses Pharmazeutikums ist vergleichsweise simpel: Die an der oberen Hautschicht befindlichen Nervenzellen werden durch „Versiegelung“ daran gehindert, Schmerzreize über Ionen ans Gehirn weiterzuleiten.
Eine Behandlung mit Cinchocain kann allerdings dahingehend problematisch sein, dass Kontaktallergien auftreten können, die zu schweren Hautreizungen und sogar Ekzemen führen können. Aus diesem Grund ist Cinchocain rezeptpflichtig.
Cortisol beziehungsweise Hydrocortison
Cortisol gehört zu den sogenannten Glucocorticoiden. Es handelt sich hierbei also um ein Stresshormon, das ganz natürlich im Körper gebildet wird. In erster Linie ist es an dem Fettstoffwechsel des Menschen beteiligt. Darüber hinaus beeinflusst es noch weitere physiologische Prozesse. Wesentlich im Bezug auf eine Hämorrhoidtherapie ist jedoch die entzündungshemmende Wirkung dieses Stoffes.
Diese Eigenschaft hat sich die Pharmaindustrie zunutze gemacht und ein synthetisches Äquivalent entwickelt: Das sogenannte Hydrocortison. In der Wirkungsweise unterschieden sich das natürliche Cortisol und das artifizielle Hydrocortison nicht. Eine Abweichung zeigt sich lediglich in der Intensität. Hydrocortison ist hoch konzentriert. Durch seine Anwendung auf einer bestimmten Körperregion mittels Salben oder Injektionen kann das synthetische Mittel in der Folge wesentlich effektiver wirken.
Juckreiz und Schmerzen werden dadurch gemindert. Jedoch sollte stets ein Arzt die Behandlung mit Cortisol oder cortisolähnlichen Medikamenten überwachen, da ein Überschuss dieses Hormons schwerwiegende Nebenwirkungen wie beispielsweise das Cushing-Syndrom verursachen kann. Medikamente auf Cortisolbasis sind sonach ausschließlich mit Rezept erhältlich.
Heparine
Heparin ist ein Vielfachzucker, der vom menschlichen Körper in den Mastzellen zur natürlichen Blutgerinnungshemmung gebildet wird. Dementsprechend eignet es sich hervorragend als Antikoagulation (Gerinnungshemmer). In Krankenhäusern wird es regelmäßig zur Thromboseprophylaxe injiziert oder zur Behandlung von Embolien eingesetzt.
In einigen medizinischen Ratgebern wird jedoch auch auf die positive Wirkung von Heparin in Bezug auf Hämorrhoidalbeschwerden hingewiesen. Möglicherweise folgt dieser Hinweis aber der irrigen Annahme, dass Hämorrhoiden mit Krampfadern gleichzusetzen seien. Da hämorrhoidale Gewebeveränderungen jedoch nicht auf einer Rückflusstörung im eigentlichen Sinne beruhen, ist hier ein valider positiver Effekt von Heparin nicht unbedingt angezeigt.
Allerdings wirkt dieses Mittel zuverlässig Entzündungen von Venen und Kapillargefäßen entgegen, die auch Teil eines Hämorrhoidalleidens sein können. Bei perkutaner Anwendung (über die Haut) mittels Salben pflegt Heparin zudem vernarbtes Gewebe. Es kann also durchaus zur postoperativen Narbenbehandlung sinnvoll angewendet werden.
Lidocainhaltige Mittel
Zu den häufig gegen Hämorrhoiden verschriebenen Medikamenten gehören vor allem Lokalanästhetika, die Lidocain beinhalten. Dieses seit 1947 bekannte Betäubungsmittel blockiert die Nervenzellen der Haut und verhindert hierdurch eine Schmerzweiterleitung. Schmerzen oder Juckreiz, die im Zusammenhang mit hyperplastischen Mastdarmveränderungen auftreten, können durch Lidocain folglich gelindert werden. Erhältlich ist dieses Medikament in Form von Salben oder Zäpfchen.
Häufig finden sich auch Kombipräparate mit weiteren Wirkstoffen. Zu diesen zählen in erster Linie Glukokortikoide, die wiederum der Gruppe der Steroidhormone zugeordnet werden. Primär Fluocortolon und Fluocinonid werden gemeinsam mit Lidocain zu gängigen Hämorrhoidalia verarbeitet. Doch wie wirken sich diese spezifischen Hormone zusätzlich zur lokalen Betäubung aus? Fluocinonid schlägt vorrangig antiinflammatorisch (gegen Entzündungen) an, indem es innerhalb der Hautzellen die entzündungshemmenden Proteine zur Bildung anregt.
Das Kombipräparat aus Lidocain und Fluocinonid wird folglich dann eingesetzt, wenn sich aufgrund von Hämorrhoiden bereits funktionelle Einschränkungen am After zeigen, die mit starken Schmerzen einhergehen. Ist der After zudem von hyperplastischen Gewebeveränderungen betroffen, ist eher ein Medikament auf Lidocainbasis mit Fluocortolonzusatz sinnvoll. Denn neben seiner entzündungshemmenden Wirkung, träg dieses Steroidhormon vor allem zur Gewebeverminderung bei. Lidocainhaltige Medikamente sind an und für sich nicht rezeptpflichtig. In Verbindung mit Steroidhormonen können jedoch vereinzelt Nebenwirkungen auftreten, weshalb hierfür stets eine Anordnung vom Arzt vorliegen muss.
Manukahonig
Eine schonende Medikation von leichten Hämorrhoidalbeschwerden ist mit Manukahonig möglich. Ob seines, im Vergleich zu anderen Honigsorten, überdurchschnittlich hohen Gehaltes an Methylglyoxal wirkt er sich antibakteriell und antiseptisch aus. Natürlich kann der Honig oral eingenommen werden. Bei Hämorrhoiden eignet sich jedoch vor allem die perkutane Anwendung am Anus. Die betroffene wunde Hautregion kann hierdurch in der Regel beruhigt und geschont werden.
Dadurch wird einem möglichen Fortschreiten der Erkrankung sowie Entzündungen vorgebeugt. Da Manukahonig darüber hinaus einen positiven Einfluss auf den Magen-Darm-Trakt besitzt und entsprechend zu einer regulierten Verdauung beitragen kann, lohnt sich seine Anwendung auch bei der postoperativen oder präventiven Ernährung.
Quinisocain
Ein schweres Problem bei Hämorrhoidalleiden besteht in dem akuten Juckreiz, der diese Krankheit häufig begleitet. Betroffene empfinden ihn als äußerst quälend und neigen darüber hinaus, dazu die entsprechende Stelle zu kratzen. Hierdurch wird nicht nur die empfindliche Afterhaut geschädigt, sondern auch ein Grundstein für Entzündungen gelegt. Auch wer darauf achtet, die betroffene Körperstelle nicht unnötig zu berühren, kann sich möglicherweise im Schlaf kratzen. Um dies zu verhindern, bietet sich das rezeptfreie Medikament Quinisocain an.
Dieses Lokalanästhetikum wurde 1952 speziell gegen Pruritus (Juckreiz) und Brennen im Analtrakt entwickelt. Dem bekannteren Lidocain ähnlich, bewirkt dieses Medikament eine Aktivierung bestimmter Proteine in den Hautzellen, die wiederum die Schmerzübertragung der Nerven ans Hirn blockieren. Da Nebenwirkungen wie allergische Reaktionen oder andere Hautreizungen bei der Verwendung von Quinisocain bisher nur sehr selten verzeichnet wurden, kann das Mittel von Betroffenen relativ bedenkenfrei eingesetzt werden.
Ruscus aculeatus
Ruscus aculeatus wird im Volksmund auch als Mäusedorn (ebenfalls möglich sind Dornmyrte oder stacheliger Mäusedorn) bezeichnet. Diese zur Familie der Spargelgewächse gehörende Pflanze wird vielfältig für medizinische Zwecke verwendet, denn die Wurzel kann pharmazeutisch für Salben, Gels oder Zäpfchen aufbereitet werden.
In erster Linie soll sich Mäusedorn entschlackend auf Venen und Kapillargefäße auswirken. In dieser Funktion wird es auch als Heilmittel gegen Hämorrhoiden beworben. Allerdings handelt es sich bei Ruscus aculeatus vielmehr um ein wirksames Krampfadernmedikament. Hämorrhoiden sind jedoch im eigentlichen Sinne keine Krampfadern, wodurch die positiven Eigenschaften des Mäusedorns bei diesem Leiden nicht zum Einsatz kommen.
Dem gegenüber wird der Mäusedornwurzel ein leicht entzündungshemmender Effekt nachgesagt. Folglich kann durchaus versucht werden, Schmerzen oder Juckreiz in Folge von Hämorrhoiden mit Hilfe dieses Pflanzenpräparates zu lindern. Auch in einem weiteren Punkt zeichnet sich eine sinnvolle Nutzung des Ruscus aculeatus in Bezug auf Hämorrhoiden ab: Narbengewebe wird bei der Behandlung mit Dornmyrtensalbe geschmeidig erhalten.
Die meisten klassischen Operationsverfahren zur Hämorrhoidenbekämpfung, wie beispielsweise die Ferguson-Operation oder die Stapler-Hämorrhoidektomie, sind mit dem Risiko der Narbenbildung verhaftet. In den ungünstigsten Fällen kann hierdurch eine Mastdarmverengung eintreten, die normalen Stuhlgang unmöglich macht. Um dieses Risiko zu mindern, kann ergo ebenfalls Ruscus aculeatus empfohlen werden. Und im Prinzip schadet eine Anwendung nicht, da so gut wie keine Nebenwirkungen im Zusammenhang mit Medikamenten auf Mäusedornbasis nachgewiesen wurden.
Zinksalbe
Zur Wundheilung wird schon lange Zink eingesetzt: Zuerst arbeiteten Mediziner mit einem Brei aus geriebenem Zink, später wurden spezielle Salben hergestellt. Und auch heute noch sind Zinksalben ein gängiges antiseptisches Mittel, dass rezeptfrei in den Apotheken angeboten wird. Die heilsame Wirkung von Zink wird besonders durch das reichlich enthaltene Vitamin A sowie Zinkoxid erreicht.
Es gibt eine Reihe punktuell für Hämorrhoidalleiden entwickelte zinkhaltige Salben, die dann zu mindestens 10 % aus Zinkoxid bestehen sollen. Solche Salben werden entweder direkt auf den After aufgetragen oder mittels eines Applikators im Mastdarm zur Anwendung gebracht. Dort wirken sie hautgenerierend und helfen daher besonders bei Juckreiz, der durch kleine Hautrisse hervorgerufen wird.
Wachshaltige Hämorrhoidenmedikamente
Einige Medikamente zur Hämorrhoidenbehandlung basieren auf verschiedenen Wachsen, wie beispielsweise Jojobawachs oder Bienenwachs. Diese wirken sich leicht entzündungshemmend aus und können daher für die Behandlung von Schmerzen und Juckreiz bei Hämorrhoiden des 1. Grades angewendet werden.
Jojobawachs besitzt allerdings nicht nur eine antiinflammatorische Wirkung, sondern schützt die Haut auch vor Austrocknung. Hierdurch kann Narbengewebe geschmeidig gehalten werden, weshalb dieses Wachs eine wichtige Rolle in der postoperativen Behandlung einnimmt.